Kohleatlas Sachsen - Ergänzungen 2020
Die Nutzung der Kohle hat ihre Spuren tief in den Regionen eingegraben: wirtschaftlich, ökologisch, gesellschaftlich. Der beschlossene Ausstieg nach weit mehr als einem Jahrhundert Braunkohlewirtschaft in Sachsen eröffnet neue Perspektiven, sorgt aber auch für Verunsicherung. In jedem Fall stellen sich existentielle Fragen: Wie geht es weiter mit industriell geprägten Energieregionen? Wie wollen und können wir in Zukunft leben?
Der Auf- und Ausbau erneuerbarer Energien, neue Forschungsinstitutionen und zukunftsfeste Technologien made in Lausitz, die Entwicklung eines naturnahen Tourismus, Raum (und nicht nur Platz) für Bildung, Jugendarbeit und Kultur: Damit all das keine Luftschlösser in den sich wandelnden Regionen bleiben, müssen Leitbilder für den Strukturwandel vor Ort selbst entwickelt und ausgestaltet werden – mit allen Beteiligten auf Augenhöhe. Echte Beteiligungsprozesse brauchen politischen Willen, Know-How und Ressourcen.
Wer sich auf den Weg macht, braucht Karte und Kompass: Daher begrüßen wir die im aktuellen Koalitionsvertrag für Sachsen vorgesehene Festschreibung des Klimaschutzes in der Verfassung und die dringend nötige Aktualisierung des sächsischen Energie- und Klimaprogramms. Doch die Zeit drängt. Ein Bekenntnis zu den Pariser Klimazielen sowie dem EU-Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden, braucht jetzt einen klaren Fahrplan. Regional wie global muss die sozial-ökologische Transformation vorangetrieben werden und braucht nach wie vor das nachhaltige Engagement informierter, politisch und zivilgesellschaftlich engagierter Bürger*innen.
Das Ende der Kohle ist beschlossen, jetzt gilt es, diesen Ausstieg in den nächsten Jahren sozialverträglich für alle Menschen und nachhaltig für die Umwelt zu gestalten. Wirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz sowie soziale Gerechtigkeit müssen politisch zusammen gedacht werden. In Sachsen bieten sich jetzt dazu viele neue Chancen, die genutzt werden müssen.
Die vorliegenden Ergänzungen zum sächsischen Kohleatlas 2017 geben einen Überblick über die aktuellen Herausforderungen und Handlungsfelder: Erhalt von Tagebau bedrohter Ortschaften; Regulierung eines teils massiv gestörten Wasserhaushalts; Ausbau Erneuerbarer Energien und Gestaltung des Strukturwandels in sächsischen Kohleregionen.